Im Januar: Jugendstilvase von François Théodore Legras
Nicht nur Künstler wie Maler oder Bildhauer schufen in den vergangenen Jahrhunderten schöne Dinge. In der Zeit des Jugendstils, als Kunsthandwerk sich mit „hoher Kunst“ offiziell vereinte, entstanden wunderbare Alltagsgegenstände wie beispielsweise Vasen, die so kunstvoll waren, dass es keiner Blumen mehr bedurfte, um ihnen eine Daseinsberechtigung zu geben.
Insbesondere in der Gegend um Nancy, Frankreich, wetteiferten einige Glasereien um die schönsten Exemplare. Bekannt ist vor allem Emile Gallé, dessen Glaskunst heute in Museen ausgestellt und sehr hoch gehandelt wird.
Legras, Sohn eines Glasmachers, entschied sich für Saint-Denise in der Nähe von Paris. Schon mit 27 Jahren wurde er dort zum Direktor. Bei der Weltausstellung 1900 in Paris war er verantwortlich für den Glaspavillon, in dem u.a. auch Gallé ausstellte und Preise einheimste.
Auch Legras wurde berühmt und steckte Auszeichnungen ein. Die Technik, die er und seine Mitstreiter verwandten, war allerdings nicht ganz neu – angeblich sollen schon im 17. Jahrhundert Glasmacher mit der Ätztechnik gearbeitet haben, sicher jedoch im 18. Jahrhundert. Legras hat jedoch nicht nur geätzt, sondern auch überfangen. Er hat auf das farblich geätzte Glas nochmals Glas aufgetragen, welches anschließend mit Emaille-Farben bemalt wurde und so die im Jugendstil vorherrschenden Elemente der Natur wie Blüten oder Blätter auf die Vase gelegt. Das es dazu eines gewissen handwerklichen Geschicks und einer künstlerischen Begabung bedarf, versteht sich von selbst.
Unsere Antiquität des Monats stammt aus der Serie Les Algues um 1900. Sie ist für ihr Alter in einem ziemlich guten Zustand und freut sich auf ein schönes Plätzchen, an dem sie gut zur Geltung kommt – auch ohne Blumen…
